Spielwiese » M. Wuttke zu A. Kluge über Ernst Jünger

#1 | M. Wuttke zu A. Kluge über Ernst Jünger datum

09.07.2023 21:52 (zuletzt bearbeitet: 09.07.2023 23:40)

*1.

___________ _______________ DAS ABENTEUERLICHE HERZ
"DAMALS DA UNTEN IM FEGEFEUER - - - -

- - - bei dem man doch mit Leib und Seele Mitspielender war"

Martin Wuttke inszeniert JÜNGER's DROGENTEXTE im Berliner Theater Ensemble
Pyromania Arts Foundation

*

Alexander Kluge kommt auf die Themen der Dunkelheit, über

Heraklit "ho skoteinós" ("der Dunkle") zu Ernst Jünger*
https://www.reiner-winter.de/dialektik/heraklit/

Video Zitat Auszüge:

Wuttke: Am Anfang sind es die Märchen-Gestalten - und er fragt sich dann:
Wer sind sie dann später?

Kluge: Kinder sind ja, wenn sie spielen ganz ernst.
Und in dem Sinne, wäre es ihm kein Vorwurf - wenn man sagt,
Er sei ein Kind*
Er sei gleichzeitig derjenige, der zur Fremdenlegion aufbricht,
um den Vater zu stürzen. Er ist gleichzeitig der Offizier - - -

Wuttke:< ja - und er plädiert dafür, daß etwas davon -
vielleicht in verwandelter Form oder in - ja - natürlich
Alters-Gemäßer oder Erfahrungs-Gemäßer Weise, daß man
einen Anteil davon doch dringend erhalten müsse - in sich
- um überhaupt lebensfähig zu bleiben.
und -
vor allen Dingen auch um handlungsfähig zu bleiben in den
Lebensumständen, in die man geworfen wird.

Also, man braucht immer sozusagen nochmal einen Traum von
sich - der einem führt oder lenkt oder leitet oder zu dem man
sich ausrichtet. Ich weiß nicht, wie man sowas besser ausdrücken
kann - aber - ja- irgend sowas. Eigentlich eine Figur - an die
man sich erinnert - (nicht als Leit-Stern oder sowas) ...
Sonden als ein Verhältnis - wie ... ein ...
Kluge:<Schiller - so wie - die Stimme in der Jeanne d'Arc. Ist
nur nicht eine Stimme, sondern viele Stimmen, die ihm erstehn -
Wuttke:< ja - das ist richtig - es geht um -
Kluge:< ein Chor -

Wuttke:<ja, es ist ein Chor von Stimmen - Eigentlich eine
Zusammensetzung, aus so merkwürdig abenteuerlichen
Helden, die garnicht ... also nicht, daß man wirklich jetzt
so Eingebungen - Stimmen von denen hört - ! sondern
! das BILD !
der Geschmack
der Geruch
die Figur
- was die Figuren, diese Figuren umweht -
oder sowas - darum gehts eigentlich.
Und
davon ist er beseelt oder davon wünscht er
weiterhin beseelt zu werden.

Kluge: Wie als Schauspieler, ja ? So Etwas verinnerlichen.
Sie beschäftigen sich ja sehr intensiv damit, ja. Dann tönt ja
auch etwas davon bildlich hindurch. Sie spüren dann dann eine
Klangfarbe auch, ja, und dann fangen sie an zu singen.
Dann ist neben dem was Sie spielen, noch ne kleine Singstimme*

Wuttke: Ja. Beim Abenteuerlichen Herz ist das ja toll. Also.
Die Verstiegenheit der Sprache - auch der Zug danach -
der hohe Ton - den er sucht ! in der Sprache ...
Später in Annäherung - ist die Sprache viel grader ...
im abenteuerlichen Herzen
sucht er den hohen Ton - er will den hohen Ton -
es gibt oft ungeheure Überformulierung,
er gefällt sich darin. .. er ist da sehr nackt...

Kluge:< ..in der Antike trägt ja so ein Dichter was vor
- es ist ja nicht so, daß es gelesen wird, ja -

Wuttke: Genau - und darum dacht ich auch, eignet sich
das gut fürs Theater - weil da geht's nicht nur um ... jetzt
- also, es geht tatsächlich um den hohen Ton.
und man fragt sich auch bei dem Buch natürlich;
WER ist das Publikum ?
Es gibt nicht ein allgemeine Publikum für
das abenteuerliche Herz
- sondern das Publikum sind die Kameraden -

Kluge:<und die Ewigkeit. aeternus humanus
- bin ich ein ewiger Mensch.
....

Wuttke: Diese Verstiegenheit der Sprache, der Snobismus;
der da drin steckt - von einem jungen Mann der Lust hat !
sich zu versteigen oder der sich gefällt auch darin
- sich zu versteigen.

Das hat viel mit Theater und mit Spiel zu tun und mit dem
spielerischen - auch natürlich mit den
spielerischen Möglichkeiten der Sprache.

...
Über das Handwerk des Schauspiels - z.B. die Stimme Hitlers
in seiner Darstellung.

Kluge: Wie das ist mit der Stimme von Ernst Jünger oder
von Hitler, wenn Sie sie spielen ??

Martin Wuttke* Ohne Zeit - doch diese Videos & Planeten zeigen die Energie*

Wuttke: Also - mit dem "einfühlen" - das ist so eine Sache - -
Das ist eher mit der Sprache - also ich jedenfalls fühle mich nicht ein - (das ist so ein Irrtum,
das würde ich nicht sagen wollen) Das ist eher, daß man einer Notation folgt.

Man versucht die Stimme zu hören ' die da angeschlagen ist*
und - das finde ich eigentlich interessanter.

Kluge: Man gibt eigentlich garnicht die Natur und die eigene
Persönlichkeit unbedingt hinein, ja ?

Wuttke: Nein. Die schwingt da ja sowieso mit.

*
Er erzählt vom Faust - der Väter Freudenfeste ...

Ich grüße dich du einzige Phiole* die ich mit
Andacht nun herunter hole.
- - - -
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Ende Zitat Auszug

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>>Tout ce qui arrive est adorable ° was auch geschehe - ES ist anbetungswert<<
Romancier & Essayist
Leon Bloy*

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