Die Müller haben in den Märchen oft eine schlechte Presse. Es wimmelt da von bösen Müllern. Ich habe festegestellt, dass Ortsteile, deren Namen oder Straßen auf Mühlen verweisen, oft "Problemviertel" sind.
Wo liegen die Gründe? Die Mühlen - ich denke jetzt primär an die Windmühlen - standen in der Regel außerhalb der Stadt - auf alten Stadtansichten mitunter gut zu sehen. Die Müller lebten zwischen zwei Welten - sie waren weder Städter, noch waren sie Bauern. Gleichzeitig aber standen sie mit beiden berufsbedingt in Verbindung. Kein Wunder, dass sich Gerüchte entwickleten, die sich dann in Erzählungen und Märchen niederschlugen. Siehe das sehr lesenswerte Jugendbuch "Krabat" (O.Preußler), da ist der Müller eine durch und durch dämonische Gestalt.
Auch hier gibt es ein "Mühlviertel" - auch Hartz IV-Viertel genannt
Interessant ist, dass es sich wohl überwiegend um Windmühlen handelt, nicht um Wassermühlen - die haben ein besseres Image: "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach....klipp-klapp..." Eher heiter. Aber da gibt's Ausnahmen: .
Georg Heym:
Die vielen Mühlen gehen und treiben schwer. Das Wasser fällt über die Räder her, und die moosigen Speichen knarren im Wehr.
Und die Müller sitzen tagein, tagaus wie Maden weiß in dem Mühlenhaus und schauen oben zum Dache hinaus.
Aber die hohen Pappeln stehn ohne Wind vor einer Sonne herbstlich und blind, die matt in die Himmel geschnitten sind.
sehr sehr inetressanter Gedankengang. Anzumerken wäre noch, daß in den meisten sogenannten "Mühlenvierteln" diejenige Straße, die sich am heruntergekommensten präsentiert, kuruioserweise immer "Blücherstrasse" heißt. Das habe ich sehr oft fest gestellt und so kann das kein Zufall sein.
Blücher galt als Befreiungskrieger und wurde "Marshall Vorwärts" genannt.
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29.03.2016 09:52 (zuletzt bearbeitet: 29.03.2016 09:59)
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